Dark Light

Als Freelancerin oder Freelancer hast du alle Hände voll zu tun: Neben der eigentlichen Arbeit an Kundenprojekten verbringst du auch Zeit mit Akquise, Weiterbildung und Netzwerken.

Wie wäre es, wenn ich dir vorschlage, noch ein zusätzliches, eigenes (Passion) Projekt zu starten? Bevor du sofort wieder wegklickst – lass mich dir erzählen, was ich mit Passion Projects meine und wie sie dir als Freelancer helfen.

Ein Passion Project ist ein Projekt, das du „einfach so“ machst – also nicht als Teil von Ausbildung, Job oder Auftrag. Hinter einem Passion Projekt steckt kein Geschäftsmodell, es ist eher ein „Hobby mit Plan“.

Im Gegensatz zu einem stinknormalen Hobby kann ein Passion Project dir systematisch beim Lernen neuer Skills, Knüpfen von Kontakten und Aufbau von Sichtbarkeit helfen.

Ein Beispiel: Die Illustratorin Lauren Hom stellte an einem weinseligen Abend mit einer Freundin fest, dass sie im Alltag immer wieder flunkern: „Ich fange morgen an“, „Ich bin schon unterwegs“, „Sorry, hatte keinen Empfang“ und Co. Diese Sprüche illustrierte Lauren, taufte sie „Daily Dishonesties“ und veröffentliche sie auf einem Tumblr-Blog – und wurde schon bald auf Designblogs besprochen und mit (Kunden-)Anfragen überschwemmt. (Mehr darüber erzählt Lauren Hom in ihrem Talk bei Adobe Max 2019) Sie hatte ihre Daily-Dishonesty-Illustrationen nicht von Anfang an als Produkte geplant, sondern sie „einfach so“ erstellt und hochgeladen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist viel Gutes für sie daraus entstanden.

Schauen wir uns die Vorteile eines Passion Projects mal an:

Portfolio: Dein Portfolio ist für potenzielle Kundinnen und Kunden ein wichtiger Anlaufpunkt, denn hier sehen sie, was du draufhast und was die Schwerpunkte deiner Arbeit sind. Mit eigenen Projekten kannst du dein Portfolio erweitern und deinen Lieblingsschwerpunkt vertiefen oder neue Akzente setzen.

Deine Art zeigen: Während bei Auftragsarbeiten ja der Kunde das letzte Wort hat, kannst du bei deinem Passion Project zu 100% deine Vorstellung umsetzen. Eine außergewöhnliche Farbpalette? Dem letzten Kunden zu gewagt, für dich genau richtig. Indem du deinen persönlichen Stil sichtbar machst, können Besucherinnen und Besucher deines Portfolios besser abschätzen, ob ihr auf einer Wellenlänge seid.

Weiterbildung: Neue App; neue Funktion; neue Technik; neue Strategie; neues Tool; neuer Trend… Mit der Arbeit an deinem eigenen Projekt kannst du neue Sachen ganz in Ruhe ausprobieren, dich schulen – und der nächsten Kundin guten Gewissens sagen, dass du mit dieser Technik schon Erfahrung gesammelt hast.

Kreativität und Spaß: Ohne Vorgaben von außen kannst du dich austoben und dich in die Prä-Freelance-Zeit hineinversetzen, in der du „einfach so“ gemalt, geschrieben, gecodet, gebastelt oder gestaltet hast.

Kollaboration und neue Chancen: Wie wäre es, wenn du dich mit einer Freundin zusammenschließt, oder einem Freelancer-Kollegen aus dem Coworking, und ihr eure Fähigkeiten ergänzt? Zusammen könnt ihr etwas Großes auf die Beine stellen! Übrigens, bei Lauren Hom von Daily Dishonesty ist aus ihrem Tumblr-Blog sogar ein Buchvertrag geworden…

Achja, und dann gibt’s da noch einen Aspekt: Wenn du dir Zeit nimmst, deine persönliche (und vielleicht auch ein bisschen verrückte) Projektidee zu verwirklichen, dann zeigst du damit potentiellen Kundinnen und Kunden, dass es dir nicht nur darum geht, möglichst viel Geld mit jeder abrechenbarer Minute zu verdienen, sondern dass es dir am Herzen liegt, ein tolles Ergebnis zu schaffen.

Okay, wenn du es nun ausprobieren willst, wie solltest du vorgehen?

1. Brainstorme und schreibe alle Projektideen auf, die dir in den Sinn kommen.
2. Such dir für den Start eine geeignete Idee aus. (Tipp: Nimm für den Anfang lieber eine kleinere Idee, um dich nicht zu überfordern und schau, ob sie gut in dein Portfolio passt.)
3. Mach eine Recherche: Was gibt’s schon, was kann ich anders machen? Wie soll das aussehen? Was ist mein Ziel damit?
4. Schreib dir selbst ein Briefing. Du arbeitest ja jetzt für den coolsten und unkompliziertesten Kunden der Welt – dich selbst! ?
5. Führe dein Projekt Schritt für Schritt durch. Reservier dir dafür einzelne Tage in deinem Kalender, oder zwei, drei Stunden pro Woche.
6. Dokumentiere, was du machst! Egal ob Statusupdates per Twitter oder Behind the Scenes bei Instagram – die Leute finden sicher interessant, deine Fortschritte zu sehen. Alternativ: Schreib im Nachgang eine Case Study zu deinem Projekt.
7. Erzähl anderen von deinem Ergebnis und deinen Learnings! (Tipp: Gerade wenn es dir schwerfällt, Eigenmarketing zu betreiben, ist dies eine super Gelegenheit, über deine Fähigkeiten zu sprechen.)
8. Binde dein Projekt in dein Portfolio oder deinen Blog ein. Mach sichtbar, was du dadurch gelernt hast!

Ein passendes Projekt für dich

Im Untertitel dieses Beitrags habe ich die Frage gestellt, warum man sich „Extra-Arbeit“ aufhalsen sollte.

Im Gegensatz zu Angestellten, die pünktlich zum Feierabend den Stift fallen lassen können, ist es für uns Freelancer ja eh tendenziell schwierig, Arbeit und Freizeit zu trennen. Deshalb kann ich verstehen, wenn du jetzt erstmal nicht begeistert von der Vorstellung bist, dir noch mehr Arbeit in deinen Kalender einzutragen.

Wie wäre es stattdessen, wenn du mit deinem Passion Project eine andere Aufgabe ablöst?

Angenommen, du bist eh kein großer Fan von Konferenzen oder Netzwerkveranstaltungen. Streich doch das nächste Event aus deinem Kalender und nutz die Zeit stattdessen, um für deine Idee zu recherchieren und in dem Zuge neue Leute aus deiner Branche zu entdecken. Die örtliche Wirtschaftskammer bietet einen SEO-Crashkurs an? Statt einen Tag lang auf PowerPoint-Folien zu starren, kannst du mit einem kleinen Blog selber experimentieren. Zur Weihnachtszeit alte Kontakte rauskramen, Weihnachtspost verschicken und hoffen, dass ein Folgeauftrag von der vergangenen Kundin bei rausspringt? Kreiere doch lieber etwas Geiles für dein Portfolio, das dem „Wunschkunden“ in deinem Kopf garantiert gefallen würde.

Schau für dich individuell, wie ein Passion Project deine Freelance-Tätigkeit bereichern kann!


Dieser Beitrag ist Teil des Freelancer-Adventskalenders von Goodlance: 24 Geschenke für Freelancer! 

Ähnliche Beiträge