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Thema heute: wie man einen Workshop macht. Ich finde das Thema sehr wichtig, weil es einfach eine total nützliche, unterschätzte und coole Fähigkeit ist, anderen Leuten etwas beizubringen. Egal, ob es etwas ist, das man selber länger macht oder gerade erst gelernt hat oder das einem Freude bereitet.

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Thema heute: wie man einen Workshop macht. Ich finde das Thema sehr wichtig, weil es einfach eine total nützliche, unterschätzte und coole Fähigkeit ist, anderen Leuten etwas beizubringen. Egal, ob es etwas ist, das man selber länger macht oder gerade erst gelernt hat oder das einem Freude bereitet. Natürlich lernt man das nicht in der Schule. Dort wird man nur gezwungen, Referate zu halten und das haben wir – to be honest – wahrscheinlich alle gehasst. Ich kann mich jedenfalls daran erinnern, dass ich es in der Schule sehr schlimm fand, Referate zu halten. An der Uni wurde es dann besser, aber das ist wohl für die meisten Studentinnen und Studenten eine Aufgabe, die sie nicht so gerne mögen. Dementsprechend ist vielleicht auch der Gedanke daran, selbst einen Workshop zu leiten, beängstigend oder nicht sehr angenehm; und das finde ich schade. Das ist eigentlich mega cool und wenn man sich mal überwunden hat, dann macht es auch sehr viel Spaß! Heute geht es darum, was man braucht, um einen Workshop zu planen. Das Ganze geht natürlich wieder nicht zu sehr in die Tiefe, sondern es geht erstmal darum, einen Eindruck zu bekommen, wie das alles funktioniert und was man da so beachten sollte.

Was charakterisiert einen Workshop?

Der erste Punkt ist die Frage: “Was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen einem Workshop und einem Vortrag?” Denn da besteht für Anfängerinnen und Anfänger vielleicht die Gefahr, dass sie eigentlich einen Workshop machen wollen, dann aber doch in diesen Vortragsmodus verfallen. Sie könnten dann einfach alles erzählen, was sie zu dem Thema wissen. So wie man es in der Schule oder Uni macht, in der Hoffnung, dass die Lehrkraft dann denkt: “Die Person hat Ahnung vom Thema!”.

Die großen Unterschiede zwischen Workshop und Vortrag:

  • ein Workshop ist interaktiver als ein Vortrag
  • die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden aktiv
  • sehr praktisch ausgerichtet
  • ein Workshop sollte das Gefühl hervorrufen: „Heute habe ich etwas geschafft und gelernt“
  • aus einem Workshop nimmt man im besten Fall etwas praktisches mit, aus einem Vortrag eher Ideen oder Gedankenanstöße
  • Interaktion zwischen den TeilnehmerInnen des Workshops

Luisa und ich hatten zum Beispiel im Oktober einen Workshop mit 8 Teilnehmerinnen an der Uni und das war mega cool, weil die Gruppe sich einfach super verstanden hat. Da hatten wir auch echt Glück, dass eine gute Gruppendynamik entstanden ist. Diese Aktivität ist eigentlich der Hauptteil, den man beachten sollte, wenn man einen Workshop plant.

Workshop-Planung Schritt für Schritt

Wie gehe ich denn jetzt vor, wenn ich einen Workshop planen möchte? Als erstes brauche ich natürlich ein Thema, worüber ich meinen Workshop halten möchte. Da könnten wir jetzt sagen, das Thema ist beispielsweise Fotografieren. Aber ähnlich wie beim Bloggen muss ich mir natürlich auch ein Unterthema aussuchen. Ich werde in einem Workshop nicht ALLES über das Thema Fotografie vermitteln können, sondern suche mir etwas, das ich in kurzer Zeit behandeln kann und wo es auch realistisch ist, dass ich tatsächliche Ergebnisse vermitteln kann.
Beispielsweise könnte ich sagen : “Ich mache einen Workshop darüber, wie man mit dem Smartphone schöne Portraitfotos machen kann.” Dieses Workshopthema ist greifbar und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich darunter etwas vorstellen.

Außerdem muss ich die Rahmenbedingungen klären. Ich muss klären, was genau das für ein Workshops ist, wo er stattfindet, wer die Zielgruppe ist: Mache ich den mit einer Schulgruppe und habe 30 Minuten Zeit mit den Schülern? Oder habe ich drei Stunden Zeit mit Medienstudierenden? Welche Vorkenntnisse haben die Leute, die teilnehmen? Wenn ich das mit Irgendwas-mit-Medien-Studis mache, dann haben die wahrscheinlich eher Ahnung, wie man mit einem Smartphone umgeht, als wenn ich das mit Seniorinnen und Senioren mache. Da muss ich natürlich viel langsamer vorgehen, wenn ich die Bedienung des Smartphones erkläre. Außerdem ist es natürlich wichtig zu wissen: In was für einem Raum mache ich den Workshop? Was für Geräte habe ich da zur Verfügung? Habe ich da eine Tafel, einen Laptop mit Beamer oder einen Fernseher, an den ich meinen Laptop anschließen kann? Wie kann ich die Tische verschieben, damit die Leute da in einer guten Ordnung sitzen können?

All sowas sollte ich mir im Voraus überlegen beziehungsweise in Erfahrung bringen. Sprich, beim Raum einfach schauen: Was für einen Raum kann ich nutzen? Was die TeilnehmerInnen angeht, könnt ihr das ja selber entscheiden und beispielsweise sagen: “Das ist nur für Leute, die schon bestimmte Vorkenntnisse haben” oder “Das ist für komplette Anfänger, die noch nie sowas gemacht haben, denn in meinem Workshop geht es erstmal um die Basics.” Das könnt und solltet ihr euch überlegen, denn es ist natürlich schwierig, einen Workshop zu machen, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer total unterschiedlich sind.

Angenommen, ich veranstalte einen Fotografie-Workshop. Wenn da jetzt ein Rentner, der noch nie ein Smartphone in der Hand hatte und das zum ersten Mal überhaupt benutzt, und ein Medienwissenschaftsstudent, der dauernd mit seinem Handy privat unterwegs ist und auch schon an der Uni gelernt hat, wie man Filme dreht und so, sitzen, dann wäre es natürlich super schwierig, den beiden in einem Workshop gerecht zu werden.

Deswegen ist es für Anfänger viel einfacher, wenn man von Anfang an versucht , die Teilnehmer homogen zu halten und nicht sehr heterogen, also sehr unterschiedlich von den Vorkenntnissen her und von der Art und Weise, wie (schnell) sie lernen. Es wäre eben blöd, wenn ich etwas einmal kurz erkläre und die eine Hälfte es sofort verstanden hat und weitermachen will und die andere Hälfte nur Bahnhof versteht und es nochmal ganz in Ruhe hören möchte. Deswegen ist es total wichtig, sich über die Rahmenbedingungen Gedanken zu machen.

Wenn ihr euer Thema und eure Rahmenbedingungen habt, dann könnt ihr euch überlegen, was denn eigentlich das Lernziel von eurem Workshop ist. Lernziele formuliert man in der Regel mit einer Kann-Beschreibung. Nach dem Besuch dieses Workshops kann die Teilnehmerin X, Y und Z machen. Wenn man einen größeren Workshop plant, der vielleicht nicht nur 30 Minuten geht wie bei einem Barcamp, dann kann man die Lernziele auch nochmal in mehrere kleine Ziele unterteilen und sagen: Das Hauptziel ist, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer X machen können und die Unter-Lernziele sind Y und Z. Wie gesagt kommt es darauf an, wie groß und wie umfangreich euer Workshop wird.

Es lohnt sich auf jeden Fall, diese Lernziele zu formulieren!

Für euch: Wenn ihr euch die Lernziele vorher überlegt und sie aufschreibt (!), könnt ihr sie besser kommunizieren und beispielsweise bei einer Ausschreibung nennen.

Für andere: InteressentInnen können viel besser abschätzen, ob der Workshop für sie geeignet ist oder nicht. Im Idealfall merken sie: “Dieser Workshop ist für meinen Leistungsstand angemessen und da werde ich etwas für mich lernen”

Für die Moderation des Workshops: Auch wenn ihr den Workshop startet, könnt ihr am Anfang noch mal sagen: “Unsere Lernziele für heute sind X, Y und Z”, dann sind eben alle auf dem gleichen Stand.

Wenn ihr eure Lernziele nun formuliert habt, könnt ihr sie nutzen, um die Module festzulegen. Dazu müsst ihr euch überlegen: “Was sind denn die Sachen, die ich machen muss, um dieses Ziel zu erreichen?”. Wenn mein Ziel beispielsweise ist, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen, wie sie mit ihrem Smartphone schöne Portraitfotos machen können, dann muss ich mir überlegen: “Was für Sachen müssen sie wissen und in welcher Reihenfolge, damit sie das am Ende können?”

Ich muss beispielsweise wissen, wie ich die Kamera-App auf meinem Handy nicht nur im Automatik-Modus bediene, sondern auch im manuellen Modus. Muss ich mir dazu noch eine App herunterladen? Was ist denn Blende und ISO oder Weißabgleich? Was sind das für Begriffe, was spielt das für eine Rolle bei der Fotografie? Ich muss auch wissen: Was für Merkmale machen ein schönes Portraitfoto aus? Wie kann ich mein Model gut positionieren? Was muss ich bei der Bildgestaltung beachten, damit ein schönes Portrait dabei rauskommt? Oder am Ende vielleicht noch so etwas wie die Bildbearbeitung. Wenn ich mein Foto gemacht habe, wie kann ich das mit einer Smartphone-App auch noch schön bearbeiten?

Aus diesen Schritten überlegt ihr euch die Module. Wenn ihr jetzt nur einen kurzen & knackigen Mini-Workshop in nur 10 Minuten mit “So bedienst du diese App” o.ä. machen wollt, dann braucht ihr wahrscheinlich keine Module und macht euch einfach Lektionen aus den einzelnen Schritten. Aber wenn es ein etwas längerer Workshop wird, überlegt ihr euch eben Module und könnt diese nochmal in einzelne Lektionen unterteilen. Das macht es zum Einen für euch einfacher, weil ihr euch an einem Plan entlanghangeln könnt, zum Anderen aber auch für eure Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Denn diese können sich im Workshop besser orientieren, wenn sie nicht einen “Batzen” an Infos haben, den sie an einem Tag lernen, sondern quasi eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die sie abhaken können. Heute lerne ich das, morgen lerne ich das… Wenn man sich solche Module und Lektionen macht, bietet das einfach eine bessere Orientierung.

Wenn ihr diese Schritte jetzt identifiziert und euch eine Reihenfolge überlegt habt, dann müsst ihr eure Module gestalten. Jetzt kommt wieder das ins Spiel, was ich am Anfang gesagt habe: Versuche, Interaktivität reinzubringen. Das bedeutet, dass man sich nicht nur vorne hinstellt, den anderen was erzählt und erklärt: “Blende bedeutet das und das, ihr müsst die auf 8 einstellen, wenn ihr das und das machen wollt”, sondern ihr solltet euch genau überlegen: “Welchen Input gebe ich? Was erkläre ich? Wofür zeige ich einen Film oder Fotos oder lese einen Text vor?” und “Was können die Leute denn üben?” Es sollte immer ein Zusammenspiel aus Info/Input und Übung sein. Die Übungen könnt ihr natürlich auch abwechslungsreich gestalten. Zum Beispiel muss man die Übungen nicht immer alleine machen, sondern kann sie auch in Partner- oder Gruppenarbeit machen, je nachdem, wie viele Leute da sind. Man kann eine Übung auch eher spielerisch gestalten, da kann man sich also ganz viele verschiedene Sachen ausdenken. Ihr müsst euch also für jedes Modul, jeden Schritt überlegen: “Was muss ich dazu an Wissen vermitteln?” Da solltet ihr euch auch nur auf die Grundlagen beschränken.

Bei Portraitfotos ist beispielsweise die Blende wichtig, denn mit einer offenen Blende verschwimmt der Hintergrund so schön, das ist eine beliebte Optik. Daher wäre es für diesen Portrait-Workshop wichtig, zu wissen: “Was ist die Blende? Was kann sie? Wie verändere ich sie?”. Andere fotografische Einstellungen sind für diesen Workshop aber vielleicht gar nicht wichtig und die muss ich auch nicht der Vollständigkeit halber mit in dieses Modul packen. Ich entscheide mich wirklich nur für die Dinge, die für diesen Schritt wichtig sind. Beim Input könnt ihr euch auch Variationen überlegen. Das einfachste wäre natürlich, dass ihr es selbst erklärt. Aber vielleicht seid ihr nicht gut im Erklären oder es handelt sich um ein kompliziertes Thema. Da könntet ihr euch überlegen, ob ihr stattdessen ein Erklärvideo auf YouTube zeigt oder ein gutes Schaubild für eine bestimmte Kameraeinstellung, anhand dessen ihr es erklärt.

Wenn ihr sagt: “Ich muss das selber erklären, aber ich habe jetzt nichts, was ich dazu zeigen kann”, könnt ihr das Ganze auflockern, indem ihr selbst noch eine Visualisierung macht. Das ist sehr wichtig, da die meisten Leute nicht nur übers Hören, sondern auch über andere Kanäle lernen. Wenn ihr jetzt beispielsweise bei dem Fotografie-Workshop verschiedene Arten erklärt, wie sich das Model positionieren sollte, um ein Portraitfoto zu machen, dann könntet ihr an der Tafel oder am Whiteboard eine Skizze machen, vielleicht auch ganz einfach mit Sketchnotes. Ansonsten könntet ihr auch Stichworte zu den Sachen, die besonders wichtig sind, machen oder (was ich auch total gerne mache) einfach ein Tafelbild aufbauen. Dazu schreibt ihr nicht nur Sachen auf, die wichtig sind, sondern nehmt euch verschiedene Pappstücke mit Stichwörtern, vielleicht auch in unterschiedlichen Farben, und könnt diese dann nach und nach an die Tafel oder Wand kleben. So baut ihr quasi ein Modell auf und die Leute können das viel besser lernen, weil sie euch nicht nur hören, sondern gleichzeitig sehen, wie etwas passiert. Im besten Fall machen sie sich auch noch Notizen auf Zetteln, die sie selbst mitbringen oder vielleicht habt ihr ihnen ja ein Handout oder Workbook mitgebracht, in das man schreiben kann. So werden die Leute es viel besser behalten, als wenn sie es nur über einen Kanal aufgenommen hätten.

Gerade mit solchen Modellen, die sich während des Erklärens aufbauen, versteht man die Zusammenhänge gut. Wahrscheinlich kennt ihr das alle, wenn man in den Hörsaal geht und da noch die Tafelanschriebe von der letzten Vorlesung sieht. Da denkt man sich bei den ganzen Texten und Formeln: “Oh Gott, was haben die denn hier gemacht?”. Aber eigentlich war es vielleicht gar nicht so schwierig, was da gemacht wurde und der Professor hat die Formeln z.B. Schritt für Schritt hergeleitet, sodass man es besser verstehen konnte. Wenn aber alles auf einmal da ist, kann das schnell überfordern.

Wenn ihr Übungen macht, könnt ihr wie gesagt verschieden Sozialformen nutzen. Ihr könnt die Aufgaben in Partnerarbeit machen lassen und beispielsweise sagen: “Mach das mit der Person, die an deinem Tisch sitzt”. Oder man könnte sich Spiele ausdenken, mit denen die Partner zugeteilt werden. Es gibt verschiedene Schwierigkeitsgrade bei Übungen: Zum Einen kann man einfach etwas reproduzieren lassen, das es schon gab. Beispielsweise dass man die Einstellungen, die auf der Tafel stehen, selbst auf seinem Smartphone sucht und drauf tippt. Dann gibt es noch schwierigere Übungen, bei denen man selbst in eine andere Lichtsituation geht und sich die Einstellungen überlegt, die dafür am besten geeignet sind. Natürlich sollte man erst die einfachen und dann die schwierigen Übungen machen. Wenn ihr beispielsweise eine Fremdsprache gelernt habt, ist das ähnlich: erst liest man die neu gelernten Wörter zusammen im Chor vor oder liest mit zwei Leuten Dialoge aus dem Lehrwerk vor. Später nutzt man dann die Vokabeln, um eigene Sätze zu bilden, das ist dasselbe Prinzip. Man verwendet die Sätze erst so, wie sie schon da sind und erst später wird man produktiv und macht damit etwas Eigenes.

Grundsätzlich macht es Sinn, ein Handout oder Übungsblatt für euren Workshop zu erstellen, auf dem die wichtigsten Punkte schon stehen und auf dem man einen Rahmen vorgibt. Man könnte auch Lücken zum Ausfüllen hinterlassen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während des Workshops entweder mit wichtigen Informationen, die sie hören, oder Notizen, die auf ihre eigene Situation bezogen sind, füllen können. Bei einem Fotografie-Workshop sind die Inhalte ziemlich allgemeingültig; aber bei einem Workshop zum Thema “Kreative Ideen, wie ich auf Social Media etwas zu meinem Verein posten kann”, wird jede*r im Workshop das auf seinen oder ihren Verein beziehen. Wenn ich da mehrere Ideen nenne, wird ein Teilnehmer die eine Idee aufschreiben, weil das für seinen Verein Sinn macht und eine andere Teilnehmerin wird die andere Idee aufschreiben, weil sie da gleich eine Verbindung zu ihrem Verein sieht und sich vorstellen kann, wie man das machen könnte. Dementsprechend ist es super cool, wenn ihr sowas erstellen könnt; aber vielleicht ist das für Workshop-Anfänger*innen noch ein bisschen schwierig oder man muss sich da zuerst eingrooven.

Arbeitsblätter und Co. machen definitiv Sinn, wenn ihr damit Sachen auslagern könnt, die für den Workshop selbst zu weit gehen würden. Wenn ihr zum Beispiel sagt: “Dafür braucht man bestimmtes Hintergrundwissen, aber wir haben jetzt keine Zeit, das im Workshop selbst zu besprechen”, dann erstellt einfach ein Blatt, auf dem ihr das erklärt oder macht eine Linkliste, wo man sich informieren kann. Den Leuten im Workshop, die besonders neugierig sind und alles wissen wollen – davon gibt es immer welche – könnt ihr diesen Zettel dann austeilen, damit sie sich später informieren können.

Wenn ihr euch jetzt also eure verschiedenen Module überlegt hab und zu jedem Modul wisst, was für einen Input ihr gebt und was für Übungen da sinnvoll sind, dann ist es jetzt an der Zeit, das Ganze zu einem Seminarplan oder Workshop-Plan zusammenzufügen. Da gibt es verschiedene Modelle/Methoden und ich persönlich nutze gerne eine Tabelle. Diese Tabelle besteht aus drei Spalten und in der ersten steht, wie lange das Ganze dauert. Wenn ihr zum Beispiel sagt: “Wir fangen um 10h an”, dann könnt ihr schreiben:

ZeitAktivitätMaterial/Medien
10-10:15Begrüßung, Vorstellung, LernzieleFlipchart
10:15 …  
   

Oder ihr schätzt ab, wie lange alles dauern wird und schreibt „15 Minuten“ statt „10:00-10:15“ in die Zelle. In die mittlere Spalte schreibt ihr, was für Aktivitäten geplant sind und beantwortet die Frage “Wer macht was?” für sowohl dich als Seminarleiter*in als auch für die Teilnehmenden. In die dritte Spalte kommt rein, was man dafür braucht. Was brauchst du für Medien? Vielleicht deine Powerpoint-Präsentation, die dann am Beamer läuft? Hast du ein Arbeitsblatt vorbereitet, das du an dieser Stelle verteilen willst? Auch Besonderheiten wie “Für diese Übung soll es eine Gruppenarbeit geben” schreibst du in die dritte Spalte.

Das Ganze hilft dir eben, zu wissen “Wer macht wann was?” und was du dazu vorbereiten musst. Welche Arbeitsblätter du in welcher Reihenfolge auslegen musst, um sie zu verteilen oder wo es ein bisschen anstrengend wird, damit ihr danach eine Pause einbauen könnt. Ihr solltet versuchen, dabei möglichst realistisch die Zeit einzuschätzen.

Häufige Fehler vermeiden

Es gibt ein paar Fehler, die Anfänger immer machen. Der erste Fehler ist, dass sie die Kontrollphase vergessen. Immer wenn man eine Übung gemacht hat, sollte man diese auch kontrollieren. Beim Fotografie-Workshop könnte man zum Beispiel die Fotos, die die Teilnehmenden gemacht haben, am Beamer zeigen und besprechen. Die Leute können sich auch melden und einfach erzählen, wie es bei ihnen lief. Bei kleinen Sachen kann man auch alle durchgehen und jeder bringt seine Lösung ein. Man muss nicht immer alles kontrollieren, aber man sollte auf gar keinen Fall mehrere Übungen hintereinander machen und dann keine davon kontrollieren. Dann kommen sich die Leute nämlich verarscht vor und denken: “Okay ich hab jetzt hier diese Übung gemacht, aber mir wird überhaupt kein Feedback gegeben. Ich weiß gar nicht, ob ich das richtig oder falsch gemacht habe”. Dann sind die Leute demotiviert und haben gar keinen Bock, die nächste Übung zu machen.

Der zweite Fehler ist, bei der Planung Sachen zu vergessen, die ebenfalls Zeit kosten, weswegen dann später der ganze Seminarplan zu straff wird. Wenn ich eine Übung machen will, muss ich auch die Zeit einkalkulieren, die ich zum Erklären brauche. Vielleicht muss ich auch noch etwas austeilen, das man für die Übung braucht und dann muss ich auch berechnen, wie lange das Austeilen dauert. Wenn man diese kleinen versteckten Zeitfresser nicht beachtet, gerät nämlich der gesamte Seminarplan aus den Fugen, man hängt hinterher und sagt: “Ohje, jetzt ist eine Stunde vergangen, ich dachte wir wären jetzt an diesem Punkt, aber wir sind erst da”. Und dann werdet ihr gestresst, vergesst manche Sachen und auch die Teilnehmer werden gestresst. Daher solltet ihr versuchen, das zu vermeiden.

Ein dritter Fehler ist, dass man vergisst, Pausen einzuplanen. Das ist besonders bei längeren Workshops so eine Sache: Die Raucher werden ungeduldig, wenn sie keine Raucherpause bekommen. Viele wollen morgens erstmal einen Kaffee trinken. Manche haben nicht gefrühstückt und brauchen eine 10-minütige Pause, um ihr Brötchen vom Bäcker zu essen; und die Mittagspause sollte man natürlich auch nicht vergessen. Wenn man diesen Fehler macht, sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mürrisch und das wollt ihr natürlich nicht. Deshalb von Anfang an zwischendurch Kaffee-, Raucher- und Pinkelpausen einplanen, damit alle das in der Pausen machen können und sich während des Workshops auf eure Inhalte konzentrieren können.

Außerdem solltet ihr euch natürlich den Einstieg und den Ausstieg für den Workshop überlegen. Der Einstieg sollte motivierend sein und ihr solltet kurz erzählen, wer ihr seid und warum ihr die Kompetenz habt, diesen Workshop zu leiten. Das schafft Vertrauen; aber ihr solltet auf keinen Fall euren Lebenslauf runterrattern und erzählen, was ihr alles gelernt und studiert und gemacht habt, das wird wahrscheinlich zu viel. Kurz und knackig: “Wer seid ihr? Worum geht es heute? Warum seid ihr die richtigen, um über dieses Thema zu sprechen? Was sind die Lernziele? Was haben die Teilnehmenden von diesem Workshop?”. Eventuell auch: “ Wie läuft dieser Workshop ab? Welche Module/was für Phasen gibt es?”. Dann sind die Leute im Bilde, wissen, worauf sie sich einlassen und starten gut in den Workshop.

Je nach Thema und Rahmenbedingungen kann man auch eine Vorstellungsrunde machen, so dass jeder erzählt, wer er ist und was er von dem Workshop erwartet. Das ist aber auch eine Falle, die total viel Zeit kostet, weil manche Leute da sehr weit ausholen und gefühlt beim Stammbaum ihrer Großeltern anfangen zu erzählen. Das wäre zum Beispiel eine Sache, die ihr kurz und knapp halten solltet! Bei Barcamps stellt man sich in max. drei Hashtags vor und darf nur sagen: “Ich bin Kato von Heul nicht, mach doch! und meine Hashtags sind #passionproject und #mentoring”. Das war’s dann auch und dann hat man einen kurzen Eindruck von der Person gewonnen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass jede*r nur 30 Sekunden für einen Pitch bekommt (und der Pitch bei einer Zeitüberschreitung auch durch Applaus unterbrochen wird).

Den Ausstieg solltet ihr euch überlegen, weil ein Workshop manchmal ganz chaotisch endet. Angenommen, er sollte schon um 18:00 Uhr vorbei sein, aber du hast 5 Minuten überzogen. Die Leute werden jetzt nervös (“Mein Bus kommt gleich”), fangen mit dem Packen an und hören nicht mehr zu. Das ist natürlich eine blöde Situation, da müsst ihr schauen: “Kann ich irgendwas streichen, das eigentlich inhaltlich noch anstand?” damit ihr den Workshop trotzdem noch zu einem runden Abschluss bringen könnt. Ihr könntet zum Beispiel mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Punkte abschließen oder auflisten, wie die Teilnehmenden mit euch in Kontakt treten können.
Vielleicht habt ihr einen Folgeworkshop oder ein anderes Angebot zu dem Thema. Vielleicht hast du noch ein Handout zum Austeilen oder gibst ihnen deine E-Mail-Adresse, falls sie noch Fragen haben. Solche Sachen solltest du vorher schon im Kopf haben, damit das nicht hinten anfällt und von diesen nervösen “Ich muss aber zum Bus”-Leuten übergangen wird.

So geht nichts schief:

Ansonsten will ich euch noch ein paar Tipps mitgeben. Ihr solltet die Technik immer im Voraus testen. Das ist ein bisschen wie mit Uni-Referaten, es kann immer sein, dass der Beamer nicht funktioniert oder so und da solltet ihr immer einen Plan B dabei haben. Wie bereits erwähnt, könntet ihr von eurer Powerpoint dir wichtigsten Punkte wissen und diese an die Tafel schreiben, damit trotzdem eine Visualisierung da ist. Ihr solltet Unterlagen wie die Teilnehmerliste ausgedruckt dabei haben und zwischendurch rumgehen lassen, damit die Leute unterschreiben können. Auch die Verpflegung solltet ihr planen. Wenn es ein längerer Workshop wird, könnt ihr entweder klar kommunizieren: “Bitte bringt euch etwas zu Trinken mit und in der Mittagspause gehen wir alle zur Dönerbude nebenan”. Oder überlegt euch, ob ihr selbst Kaffee oder Tee oder Gebäck anbieten könntet. Das sollte auf jeden Fall klar kommuniziert werden! Denn wenn die Leute dachten, es gibt was zu essen, du kannst ihnen aber nur eine Packung Butterkekse anbieten, dann drückt das auf die Stimmung.

Es gibt natürlich noch die Möglichkeit, am Ende eine Feedbackrunde zu machen. Ziemlich simpel: bereite einen kleinen Fragebogen für anonymes Feedback vor, wo jeder ankreuzen kann, wie er es fand und ob seine/ihre Erwartungen erfüllt wurden. Es gibt auch das “Fünf-Finger-Feedback”, was man sehr unkompliziert durchführen kann. Natürlich sollte man es nicht zu persönlich nehmen, wenn dann nicht ganz so positives Feedback kommt. Man muss lernen, damit umzugehen, wie man das annimmt und dass die Leute das nicht böse meinen. Feedback ist immer nützlich und hilft einem, sich zu verbessern.

Die ersten Workshops laufen meistens nicht so rund und ihr seid erstmal nervös – aber ich glaube, mit der Zeit verbessert man sich da ziemlich. Man merkt, was gut funktioniert hat und was nicht und entwickelt ein Gespür dafür. Daher wäre der letzte Tipp, dass man sich drauf einlässt und das immer öfter macht, auch wenn man am Anfang total nervös ist. Dann geht es auch viel einfacher. Bei den Referaten an der Uni fand man auch das erste immer sehr schlimm, aber am Ende war es dann weniger schlimm oder hat sogar ein bisschen Spaß gemacht. Bei den Worksheets, die ich euch gemacht habe, ist am Ende eine Vorlage für die Modul-Planung und Seminar-Planung dabei. Das ist wie ich die Phasenplanung mache, es gibt da noch andere Methoden und ihr könnt auch eure eigene entwickeln, wie das für euch gut funktioniert.

Ich wünsche euch bei der Planung eures Workshops ganz viel Spaß! Wenn ihr noch Fragen zu diesem doch recht komplexen Thema habt, schreibt mir eine private Nachricht bei Instagram @heulnichtmachdoch.

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