Wie der Titel schon sagt, geht es in der heutigen Podcastfolge um die Frage, wie man mit einem Passion Project Geld verdienen kann bzw. ein bisheriges Hobby/Herzensprojekt in einen Einkommensstrom umwandeln kann. Dieser Guide ist im Frühjahr 2020 angesichts der Corona-Krise entstanden, als viele Menschen von dem Verlust von Jobs oder Aufträgen bedroht waren.
Bevor wir starten – ein paar Vorbemerkungen:
- Don’t worry, ich werde nicht zum get rich quick biz Guru.
- Ich glaube immernoch, dass die besten PPs die sind, die erstmal ohne Monetarisierungsabsicht gestartet wurden.
- Dennoch glaube ich auch, dass es legitim ist, aus einer Leidenschaft, einem Talent oder Hobby einen Einkommenstrom zu machen – vor allem in Krisenzeiten.
- Disclaimer: Wie du merkst, sage ich “Einkommensstrom” und nicht “Business” oder “Startup” oder sowas. Im besten Fall lesen/hören diesen Guide nämlich Leute, die eh schon selbstständig sind und für die es relativ easy ist, neue Einkommensströme zu den bestehenden hinzuzufügen. Bitte bitte bitte verschwende nicht deine Zeit und Energie, dir einen Gewerbeschein und den ganzen Pipapo drumherum zu besorgen, wenn du nur 5€ Affiliate-Provision durch deinen Blog erwartest. Better play the long game.
- Mit “Einkommensstrom” meine ich auch, dass du nicht davon leben kannst, sondern dass es ein paar hundert Euro zusätzlich in die Kasse spült. Ich will hier keine falschen Erwartungen wecken.
- Die hier beschriebenen Wege beziehen sich auf meine eigene Erfahrung sowie Passion Projects von Freund*innen, die ich in den letzten Jahren beobachtet habe.
Fünf Wege, aus einem Passion Project einen Einkommensstrom zu machen:
- Direkt über die Audience oder Sponsoring
- Biete deine Signature Dienstleistung für andere an
- Biete Dienstleistungen, die du im Rahmen deines Passion Projects gelernt hast, für andere an
- Bringe anderen bei, was du gelernt hast
- Verkaufe Produkte oder Lizenzen
So, jetzt im Detail:
1) Direkt über die Audience oder Sponsoring
Audience:
Bitte deine Audience, dich finanziell zu unterstützen. Mit Audience meine ich hier: Leute, die deinen Podcast hören, deinen Blog lesen, deinem Kunst-Profil folgen, deinen Newsletter lesen, Teil deines Netzwerks sind.
Populäre Optionen für regelmäßige Unterstützung sind (a) Patreon (aus den USA) und (b) Steady (aus Deutschland). Bei letzterem läuft die Unterstützung monatlich, bei Patreon kann man auch eine Unterstützung “pro Stück” (z.B. pro Podcastfolge) einstellen.
Für einmalige oder unregelmäßige Spenden eignen sich auch ein Paypal-Spenden-Button oder Ko-Fi.
Hinweis: Langfristig wird die Bitte nach “Spenden” nicht funktionieren. Erfolgreiche Nutzer*innen von Patreon oder Steady bieten ihren zahlenden Mitgliedern zusätzliche Vorteile, zum Beispiel früheren Zugriff auf die Inhalte, Exklusive Inhalte, Freebies und mehr. Und steuerlich gesehen sind das auch keine Spenden, sondern Einkünfte.
Sponsoring:
Eine weitere Möglichkeit, dein Passion Project direkt zu monetarisieren ist Werbung für andere Unternehmen.
Das kann je nach Medium unterschiedlich aussehen: Blog/Website: Werbebanner; Podcast: Ad Breaks; Blog/Instagram: Sponsored Posts.
Du kannst dich selber um deine Werbepartnerschaften kümmern (aka Unternehmen kontaktieren oder auf Anfragen hoffen), auf Plattformen nach Werbe-Deals suchen (für Blogs z.B. Blogfoster)
oder dich darum bemühen, dass eine Agentur oder ein Netzwerk deine Deals an Land zieht und verhandelt.
Wenn du Werbung für andere machst, bist du Influencer*in – auch wenn wir alle das Wort hassen und dumme Influenza-Witze daraus machen. Das bedeutet, dass du eine hohe Reichweite brauchst, damit Agenturen auf dich zukommen. Aber: was eine ausreichend hohe Reichweite ist, kommt aufs Thema am. Ein “allgemeiner” Comedy-Podcast mit 1000 Downloads pro Episode ist eher unbedeutend. Für einen Nischenpodcast sind 1000 Downloads pro Folge wahrscheinlich sehr gut. In dem Fall wäre es ratsam, proaktiv auf passende Unternehmen zuzugehen.
Affiliate:
Bei vielen Medien und manchen Themen (z.B. Mode, DIY) machen Affiliate-Links Sinn. Die funktionieren folgendermaßen: Angenommen, ich möchte einer Modebloggerin ihr Outfit nachkaufen und klicke dafür auf den Affiliate Link in ihrem Blogpost, sieht der Shop, dass der Kauf durch diese Bloggerin zustande gekommen ist und zahlt ihr eine Provision aus. Die Masse macht es hier – sprich, Affiliate Links anzulegen lohnt sich nur bei viel Traffic.
Das wahrscheinlich bekannteste Affiliate-Programm ist Amazon. Es gibt aber auch andere Plattformen, beziehungsweise du kannst schauen, ob die Tools oder Shops, die du empfehlen willst, selber ein Affiliate-Programm besitzen.
Monetarisierung über die Plattform:
Hier haben YouTuber*innen einen Vorteil: Sie haben die Möglichkeit (wenn sie gewisse Bedingungen erfüllen), in ihren Videos Anzeigen zu ermöglichen. YouTube schaltet dann diese Anzeigen und zahlt einen Teil des Gewinns aus.
Bei Instagram oder Podcasts gibt es diese Möglichkeit nicht. Dafür hat sich bei Podcasts in den letzten Monaten und Jahren der Trend entwickelt, dass Plattformen wie Spotify oder Podimo plattform-exklusive Podcasts neu produzieren oder aufkaufen. Auch hier gilt, dass du schon etabliert sein musst, damit eine Plattform Interesse an dir entwickelt.
2) Biete deine Signature-Dienstleistung für andere an
Möglichkeit 2 besteht darin, dass du eine Dienstleistung für andere anbietest, für die du mit deinem Passion Project “bekannt” geworden bist. Warum Dienstleistung? Weil du damit flott starten kannst und es viiieel profitabler als ein E-Book oder irgendwas “Passives” ist.
Beispiel: Du teilst auf deinem Instagram-Profil deine Illustrationen. Deine bisherigen Motive hast du dir immer selbst ausgesucht oder ausgedacht. Du könntest jetzt auf “Commission”-Basis anbieten, Illustrationen für andere anzufertigen.
Weitere Beispiele: Kunst; Handwerk/Basteln; Grafikdesign; Musik komponieren; …
3) Biete Dienstleistungen, die du im Rahmen deines Passion Projects gelernt hast, für andere an
Im Rahmen deines Passion Projects hast du jede Menge Sachen gelernt. Diese kannst du als Dienstleistung auch für andere anbieten. Zum Beispiel: Blogartikel schreiben, Texten, SEO, Fotografie, Bildbearbeitung, Videoschnitt, Social-Media-Management, Grafikdesign, Websiten verwalten;
Bevor du jetzt denkst: “Haaaalt stop, ich habe doch gar keine Ausbildung darin!”
Jup. Es geht hier nicht darum, Konkurrenz zu Leuten zu schaffen, die das professionell gelernt oder studiert haben. Es geht eher darum, deine Audience oder dein Netzwerk zu nutzen! Sprich, finden es toll, wie du deinen Instagram-Account gestaltest und heuern dich dann an, es für sie zu machen. (Oder es ihnen beizubringen, siehe Möglichkeit 4.)
Abgesehen vom Netzwerk kannst du auch Fiverr, Freelancer-Portale oder Facebookgruppen nutzen, um Aufträge zu bekommen. (Es war Zufall, dass die alle mit F angefangen haben, fersprochen ;))
4) Bringe anderen bei, was du gelernt hast
Wie in Möglichkeiten 2 und 3 schon angesprochen, ist es ein relativ einfacher Weg, Dienstleistungen für andere anzubieten. Das ist aber nicht bei jedem Thema möglich. Als Kochblog kannst du dich schlecht für andere in die Küche stellen und ihnen etwas servieren. Du kannst ihnen aber beibringen, wie sie es selber machen können.
“Passive” Trainingsmaterialien: (Do it Yourself)
- E-Books
- Onlinekurse (Videokurse, Audiokurse)
- Vorlagen, Templates, Schnittmuster, Rezeptsammlungen, …
Zum Beispiel: Onlinekurs zu deinem Illustrationsstil.
1:1-Training: (Done With You)
- Beratung
- Lehre, Training
- Coaching, Mentoring
Zum Beispiel: Hilf anderen, ihre Texte zu verbessern, indem du sie mit ihnen Satz für Satz durchgehst.
Gruppenprogramme: (Done With You (and You and You…))
- Webinar
- Gruppenkurse, Bootcamps
- Sprechstunden, Book Clubs, Masterminds, Coworking
Zum Beispiel: Wir nähen uns gemeinsam unseren ersten Pullover im Laufe von 5 Sessions, in denen ich euch die Arbeitsschritte erkläre und wir dann eine Stunde “coworkend” nähen.
Kurse bei anderen Institutionen
- Volkshochschulen
- Unis, Fachhochschulen
- als Speaker*in oder Dozent*in bei Konferenzen und Veranstaltungen
Hinweis: Wenn du dich dafür interessiert, hör/lies die Beiträge #machdoch ‘nen Workshop und #machdoch ‘nen Onlinekurs.
5) Verkaufe Produkte oder Lizenzen
Möglichkeit 5 ist der Rockstar unter den Möglichkeiten, weil du hier womöglich Dinge verkaufen kannst, die du “eh” erstellst.
Zum Beispiel digital: Du veranstaltest ein Fotoshooting für einen Blogpost und verwendest davon die Top 5 Fotos für deinen Blogpost. Andere gelungene Bilder aus der Serie kannst du bei Stock-Photo-Seite hochladen. Oder physisch: Für eine Bastelanleitung auf deinem DIY-Blog hast du mehrere Makramee-Blumenampeln geknüpft. Du brauchst aber nur eine und kannst den Rest bei Etsy verkaufen. -> Dafür muss natürlich die Qualität stimmen!
Digitale Dateien oder Lizenzen zu verkaufen ist natürlich besonders attraktiv, da du keinen Stress mit Lagerung, Verpackung und Versand hast und es theoretisch unendliche viele “Stücke” gibt. Für Grafiken, Templates, Illustrationen und Co gibt es zum Beispiel die Plattform Creative Market.
Alternativ: Dinge bewusst erstellen, weil dafür eine hohe Nachfrage da ist. (Ähnlich wie Dienstleistungen bei Möglichkeit 2, nur jetzt mit Produkten). Beispiele: Illustrationen, Kochrezepte, DIY-Anleitungen, Baupläne, …
Verkaufsplattformen:
- Für physische Produkte: Etsy, Ebay, Ebay Kleinanzeigen
- Für digitale Produkte: Etsy; Creative Market, Stock-Photo-Seiten; allgemein: Digistore24, Elopage, Gumroad, …
- Selfpublishing von Büchern: bod.de, Amazon Kindle Direct Publishing
Wie gehts weiter?
Die nächsten Schritte: Schau dir die verschiedenen Möglichkeiten an und spiel im Kopf durch, was für dich in Frage kommt. Du kannst auch Wege kombinieren, z.B. Steady UND Illustrations-Aufträge.
Mach dir dann klar: Du sammelst keine Almosen, du hast ein Angebot. Du bietest etwas an und wenn Leute möchten, können sie es kaufen.
Wichtig ist es, dein Angebot vernünftig zu kommunizieren.
- Texte/Beschreibung (was? wie? warum? wie viel kostet das? wie läuft das ab? für wen ist das (nicht) gut geeignet?)
- Beispiele/Mockups
- Case Studies/Testimonials
- klarer Call To Action Kontaktmöglichkeit/Shop/Buchung
Vergiss nicht, deine Audience zu fragen! Gefällt ihnen dein Angebot? Ist es etwas, was sie gebrauchen können? Wenn nicht – was wollen sie? Wie kannst du dein Angebot anpassen?
Zu guter letzt: Du musst es ausprobieren! Niemand kann dir im Vorfeld sagen, ob etwas klappen wird oder nicht. Denk dran, dass du dein Angebot immer anpassen kannst – in jede Richtung. Sei flexibel!
Playing the Long Game
Wenn ihr meinen Podcast schon länger hört, wisst ihr, dass ich eigentlich predige, dass man seine Passion-Project-Idee erstmal durchziehen soll – auch ohne Geschäftsmodell. Die beste Monetarisierungsstrategie entwickelt sich nämlich von selbst. In Folge 49 des Podcasts habe ich zum Beispiel mit Sarah vom eigenstimmig-Podcast gesprochen. Sie hat mir erzählt, dass sie selber immer gedacht hat, dass sie niemals einen Podcast-Workshop anbieten will. Es gibt ja schließlich schon so viele Onlinekurs, Bücher und Co da draußen. Tja, die Hörerinnen des Podcasts haben das nämlich anders gesehen und gesagt: “Wir wollen gerne so podcasten wie ihr – wir wollen es von euch lernen!”. Besser kann es doch gar nicht laufen, oder? (Nachzuhören in Folge 49 – Ein Passion Project organisch monetarisieren)
Ich bin der Meinung, mit einem Passion Project lieber auf Geduld zu setzen. Setz innerhalb deines Projects deine Ideen um, tob dich aus, lerne und connecte dich mit Leuten, die so ticken wie du. Benutze dein Passion Project als Portfolio deiner Fähigkeiten. Ohne Ads, Affiliate Links und Produkte ist deine Glaubwürdigkeit höher. Früher oder später werden Gelegenheiten auf dich zukommen, in Form von Freelance-Anfragen, Lehraufträgen oder konkreten Wünschen aus der Community, so wie oben.
Wenn du aber gerade aufgrund der Krise finanzielle Probleme hast und eine kurzfristige Lösung suchst, um durch dein Passion Project Aufträge zu bekommen oder es direkt zu monetarisieren – go for it! Das ist eine besondere Situation und ich habe mein vollstes Verständnis.
Aaaachtung!
Ich muss jetzt nochmal die Rolle der Spielverderberin einnehmen. So einfach das vielleicht jetzt klang, hängt doch ein großer bürokratischer Rattenschwanz daran. Falls du eh schon selbstständig bist und es jetzt “nur” darum geht, noch zusätzlich ein Profil bei Etsy anzulegen ist das wahrscheinlich halb so wild und deine Steuerberaterin sagt dir, worauf du achten musst. Falls du aber überlegst, jetzt erst selbstständig zu werden – und sei es nur nebenberuflich – musst du dich auf einiges gefasst machen, dich informieren, einarbeiten und beraten lassen.
- Gewerbe oder freiberufliche Tätigkeit anmelden
- Steuernummer
- korrekte Rechnungen schreiben
- ggf. mit Mehrwertsteuer
- Steuererklärung (Einkommenssteuer, ggf. Gewerbesteuer)
- Buchhaltung
- Anwalt (Shop-AGB)
- bei physischen Sachen: Versandrichtlinien, Verpackungsvorgaben
Beachte bei allem, was du tust auch die Materialkosten und deine eigene Arbeitszeit (Stundensatz berechnen!). Stell dir die Frage: Lohnt sich das überhaupt? Wenn du für 3 Mark fuffzig Stundenlohn irgendwelche Sachen bastelst und verschickst, hast du dir nämlich keinen Einkommensstrom geschaffen, sondern einen weiteren Stressor.
Puh, jetzt endet dieser Guide auf einem ganz schön negativen Ton, oder? Das ist nicht meine Absicht, wirklich nicht. Ich habe durch meine Passion Projects ganz fantastische Jobs bekommen (u.a. als Online- und Offline-Dozentin; Berichterstattung über eine Konferenz; ich habe als “Influencerin” Bücher im Wert von 1000+ Euro von Verlagen zugeschickt bekommen…) und möchte euch ermutigen, da euren Weg zu gehen! Alles Gute, Kato
Der erweiterte Guide
Möchtest du noch mehr Beispiele und Hinweise erhalten? Dann hol dir kostenlos den erweiterten Guide. Die PDF-Datei enthält nicht nur alle Infos aus diesem Blogpost im druckfreundlichen Layout, sondern auch zusätzliche Inhalte: Zum einen drei Beispielavatare, an denen für jede Möglichkeit erklärt wird, wie sie das konkret umsetzen könnten, zum anderen Checklisten mit den ersten Schritten für die verschiedenen Möglichkeiten. Der Gesamtumfang beträgt 4000 Wörter/20 Seiten im DIN-A4-Format.
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